Normalerweise hat man als DJ jede Menge Kabel in seiner Bastelkiste. Letzte Woche hatte ich jedoch das Problem, mit meinem Setup welches einen RCA-Ausgang (Cinch-Buchse) hat, ein Gerät mit symmetrischem XLR Eingang zu bedienen. Hier sind dann passende Verbindungskabel nicht so einfach zu kaufen, sondern etwas Bastelarbeit ist hier angesagt, also heißt es Lötkolben anmachen. Üblicherweise mache ich mir meine Verbindungskabel selbst, es sei denn es gibt kostengünstig qualitativ hochwertige Ware von der Stange zu kaufen. Hier also ein kleiner Lehrgang über das Selbstmachen von komplexen Kabeln. Das hat nicht direkt was mit Tango zu tun, aber wir sind ja auch in der Verantwortung als DJ!
Bevor wir loslegen, zuerst einige Vorbemerkungen zu Kabelverbindungen. Im HiFi Bereich mit Consumer-Geräten wird ein Ausgangssignal mit einer Zweidrahtleitung übertragen. Eine Leitung ist mit „Masse“ verbunden, welches das übliche Referenzpotential ist. Die andere Leitung überträgt das Audiosignal, welches ein Wechselspannungssignal mit einer maximalen Amplitude von 2 Volt (effektiv) darstellt. Dieser Pegel wird als Line-NF bezeichnet. Eine solche Zweidrahtleitung wird mit dem Begriff „unsymmetrisch“ bezeichnet.
Mein derzeitiges DJ-Mischpult stellt das Signal an zwei Cinch (RCA = „Radio Corporation of America“) Coaxialsteckbuchsen, jeweils für den linken und rechten Kanal, zur Verfügung. Auch wenn das Kabel in diesem Fall coaxial abgeschirmt ist, sind lange Kabellängen extrem ungünstig, weil sich hier oft Störsignale, wie z.B. Brummeinstreuungen, störend bemerkbar machen.


Abb. 1: RCA-Buchsen (links), dreipoliger XLR-Stecker (rechts).
Im professionellen Bereich arbeitet man hier oft mit sog. symmetrischen Übertragungsverfahren, bei welchen das Nutzsignal auf drei Leitungen übertragen wird. Hier hat man neben der Masseleitung noch eine Leitung für das Nutzsignal (+ oder „hot“) und eine zweite Leitung (- oder „cold“) für das invertierte Nutzsignal. Dieses Prinzip ermöglicht es, ganz einfach durch elektronische Zusammenführung der beiden Signale Einstreuungen in das Kabel zu eliminieren. Wer genau wissen möchte, durch welchen genialen Trick das ermöglicht wird, sollte sich im Internet weiter damit befassen. Dadurch werden Kabellängen von oft vielen (10-100m) Metern problemlos möglich, ohne dass es zu Störungen kommt.
Im semi-professionellen Bereich werden hierfür oft Stecker mit drei Anschlusspins verwendet, z.B. der sog. XLR-Stecker, wobei auch Stecker mit mehr Pins üblich sind.
Um von einem asymmetrischen Signal, wie z.B. von meinem Mixer, zu einem professionellen Gerät, wie z.B. meinem Equalizer mit symmetrischem Eingang zu übertragen, benötigt man eigentlich ein spezielles Gerät, welches das symmetrische Signal elektronisch erzeugt (eine sog. DI-Box, DI=“Direct Inject“). Eine etwas unkonventionelle Lösung ist es jedoch, das Signal in den +-Eingang einzuspeisen und den Minus-Eingang einfach auf Masse zu legen. Das hat zwei Nachteile, das Kabel ist hier asymmetrisch und damit empfindlich gegen Einstrahlungen und da nur ein Eingang genutzt wird, steht auch nur die halbe Spannungsdifferenz am symmetrischen Eingang. Bei kurzen Kabelwegen ist dies jedoch akzeptabel, lediglich der Signalpegel muss adjustiert werden.
Hier eine Beschreibung meines Bastelvorgangs:
Gebraucht wird ein XLR-Kabel (Koaxkabel mit zwei Innenleitern), zwei XLR Stecker und zwei RCA-Stecker als Arbeitsmaterial. Hinzu kommen noch ein qualitativ guter Lötkolben (besser eine regelbare Lötstation) und ein paar Zangen und sonstiges Elektrowerkzeug (Abb. 2), zusätzlich ein Multimeter zur Endkontrolle.
Ein kleiner Tisch-Schraubstock hilft, die Stecker während des Lötvorgangs zu fixieren. Ich behelfe mich gerne mit einer Zange und einem Haushaltsgummi (Abb. 3).

Abb. 2: Werkzeug für die Arbeit am Kabel.


Abb. 3: Eine Zange mit Haushaltsgummi dient als Schraubstock (links). Anschlussbelegung des XLR Steckers (rechts).
Vorbereitung: Kabel ablängen, außen abisolieren, Schutzgeflecht entwirren und verdrillen. Dann die Innenleiter ebenfalls abisolieren und alle drei Kabelenden mit Lötzinn benetzen (Abb. 4). Die Längen sollten so abgemessen werden, dass das Kabel später korrekt im Klemmmechanismus des Steckers liegt. Nicht vergessen, die Hülle des Steckers zuvor über das Kabel zu schieben.


Abb. 4: Kabel ablängen und Aussenleiter verdrillen (links). Weiter ablängen und verzinnen (rechts).


Abb. 5: Stecker vorbereiten (links) und Kabel anlöten (rechts).


Abb. 6: Stecker assemblieren und zusammenschrauben. Rote Markierung anbringen.

Abb. 7: Beide XLR-Stecker fertig
Anlöten: Zuerst die Masse an Pin 1 anlöten, ich verwende hier noch ein wenig Schrumpfschlauch um das blanke Drahtgeflecht zu schützen. Dann ein Kabel an Pin 2 (+), im Bild das blaue Kabel, und das ander Kabel (im Bild das weisse Kabel) an Pin 3 löten (Abb. 5). Hierbei wenig Lötzinn verwenden und nur soviel Hitze verwenden, dass keine Schäden am Kabel entstehen (hier ist die Lötstation von Firma Ersa auf 310 Grad (Celsius) eingestellt).
Fertigstellen: Stecker zusammenbauen, sicherstellen, dass die Zugentlastung funktioniert. Auch wenn mein im Bild gezeigter Stecker farblich gekennzeichnet ist (Rot = Rechts), habe ich mir angewöhnt, vor den Stecker für Rechts noch eine weitere Farbmarkierung anzubringen, hier mit rotem Schrumpfschlauch (Abb. 6 und 7). In Racks mit vielen Geräten und XLR-Anschlüssen hilft die zusätzliche Farbmarkierung sehr, zumal nicht alle XLR-Stecker farblich gekennzeichnet sind (Ehrlich: dieser eine Stecker ist der einzige mit roter Farbmarkierung, der je in meinem Besitz war).
Kommen wir nun zum RCA-Stecker, der löttechnisch etwas diffiziler ist. Wir werden hier auch die negative Signalleitung direkt auf Masse legen.
Vorbereitung: Kabel abisolieren und Aussenleiter verdrillen. Negative Leitung komplett abisolieren und zum Massekabel führen (Abb. 8). Wichtig ist, dass das verdrillte Kabelende noch durch das kleine Loch im Stecker passt. Signalkabel ablängen, abisolieren und verzinnen. Für die korrekte Länge, den Stecker danebenhalten (Abb. 9). Nicht vergessen, vorher die Steckerhülle auf das Kabel zu stecken – richtig herum !


Abb. 8: Vorbereitung. Den Anschluss (- /Cold) komplett abisolieren und mit Masse verbinden.


Abb. 9: Verzinnen und entsprechend dem Stecker ablängen


Abb. 10: Stecker verzinnen (links), zunächst Signalleitung anlöten und Kabel verkrimpen (rechts).


Abb. 11: Jetzt die Masseleitung durch das kleine Loch ziehen und verlöten. Stecker zusammenschrauben.
Anlöten: Jetzt den Stecker verzinnen, Den Massestumpf durch das Löchlein ziehen und das Signalkabel in das Aufnahmeloch des Innensteckers stecken (Abb. 10). Das Kabel vor dem Verlöten bereits festquetschen und nun beide Anschlüsse verlöten, auch hier sparsamster Einsatz von Lötzinn (Abb. 11).


Abb. 12: Stecker zusammengebaut (links). Kontrolle der Kontakte mit dem Multimeter (rechts).
Fertigstellung und Endkontrolle: Stecker zusammenschrauben. Endkontrolle mit dem Multimeter als Durchgangsprüfer (Abb. 12). Pin 2 am XLR Stecker zum RCA Innenstecker sollte Kontakt haben. Der Massering des RCA-Steckers sollte mit Pins 1 und 3 verbunden sein.

Abb. 13: Die fertigen Verbindungskabel: RCA unsymmetrisch nach XLR (symmetrisch).
Fertig sind die beiden Kabel für Links und Rechts (Abb. 13).
Als Anmerkung ganz zum Schluss noch der Rat, nur qualitativ erstklassige Materialien zu verwenden (hier goldplattierte RCA-Stecker) und immer etwas Kabel und Stecker in der Bastelkiste bereit zu haben.
Viel Spass beim nachmachen,
-Richard (VK4WRS)